In der ersten Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) 2024 gab es – wie erwartet – keine Veränderungen, was die Leitzinsen angeht. Der wichtigste Zinssatz der Eurozone bleibt weiterhin bei 4,50 Prozent. Der Zins der Übernachteinlagen (Einlagefazilität) verharrt bei 4,00 Prozent und der Zins für die Spitzenrefinanzierungsfazilität liegt stabil bei 4,75 Prozent. Für das laufende Jahr prognostizieren Experten erste Zinssenkungen, aber später als bisher erwartet.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- 1. Ratssitzung der EZB im Jahr 2024
- Leitzins bleibt weiter auf dem höchsten Stand seit 2001
- Experten halten Zinssenkungen erst im Sommer für wahrscheinlich
Surftipp: Mehr als 40 Tagesgelder im Test
Zinspause wird zum dritten Mal verlängert
Nach zehn Erhöhungen in Folge sind die Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) inzwischen mehr oder weniger eingefroren. Die aktuelle Zinspause läuft bereits seit Herbst 2023 und wurde aktuell erneut verlängert. Indes erwarten viele Experten, dass die Leitzinsen in diesem Jahr wieder sinken – vor allem in Hinblick auf die schwächelnde Konjunktur im Euroraum und die sich normalisierende Inflationsrate.
Ein Blick auf die Zahlen: Im Dezember 2023 lag die Teuerungsrate in der Eurozone bei 2,9 Prozent und damit etwas über dem Vormonat (2,4 Prozent). Die Kerninflation (ohne Lebensmittel und Energiepreise) sank zuletzt auf 3,4 Prozent. Die Vorhersagen für die Inflationsrate liegen für 2024 bei 2,7 Prozent und für 2025 bei 2,1 Prozent. In den letzten Monaten fielen diese Werte deutlich. Das Wirtschaftswachstum soll laut Prognose der EZB 0,8 Prozent im Jahr 2024 betragen. Für 2025 ist eine Beschleunigung auf 1,5 Prozent vorgesehen.
Die aktuellen Daten bestätigten, so die EZB, weitgehend die bisherigen Einschätzungen der mittelfristigen Inflationsaussichten. Insgesamt befinde sich die EZB auf Kurs.
Die Frage lautet nun: Wann und in wie vielen Schritten senkt die EZB die Leitzinsen? Hier sind die Erwartungen sehr unterschiedlich. Einige Volkswirte halten Zinssenkungen bereits im Frühjahr für möglich, andere sehen keine Anpassungen vor dem Sommer. Sicher ist lediglich, dass die EZB keinen konkreten Zeitplan vorhält. Wie gewohnt verwies die Zentralbank nach der Ratssitzung auf ihre Datenanalysen und ihre Handlungsbereitschaft.
Bezüglich der Anleihebestände beabsichtigt die EZB, die Tilgungsbeträge der im Rahmen des PEPP erworbenen Wertpapiere in der ersten Jahreshälfte 2024 weiterhin bei Fälligkeit vollumfänglich wieder anzulegen. Zudem ist unverändert vorgesehen, das PEPP-Portfolio in der zweiten Jahreshälfte im Durchschnitt um monatlich 7,5 Milliarden Euro zu reduzieren und die Wiederanlage der Tilgungsbeträge zum Jahresende 2024 einzustellen.
Surftipp: Zum Festgeld-Vergleich
Zinssenkungen erst im Sommer?
Das die EZB die Tür für Zinssenkungen immerhin einen Spalt öffnen werde, darüber spekulierte Ulrike Kastens, Volkwirtin Europa bei DWS, bereits vor wenigen Tagen. „Auch wenn sie sich noch nicht auf ein Datum festlegen wird, so spricht unseres Erachtens viel für eine erste Senkung im Juni 2024“, so Kastens. Jedoch teile sie nicht den Optimismus vieler Marktteilnehmer, dass die EZB „die Leitzinsen sehr schnell und sehr deutlich“ senken werde. „Da die EZB auf jeden Fall Fehler vermeiden will, bleiben wir bei unserer Einschätzung von graduellen Zinssenkungen in diesem Jahr.
Katharine Neiss, Chief European Economist bei PGIM Fixed Income, sieht dies ähnlich und erklärte kürzlich, dass die politischen Entscheidungsträger als „gebrannte Kinder“ sicher sein wollen, „dass das Inflationsgespenst gebannt ist.“ Insofern sei das zweite Quartal 2024 der frühestmögliche Zeitpunkt für Senkungen. „Wir gehen daher davon aus, dass die EZB die Zinsen im Sommer senken wird und die Zinsen zum Jahresende eher bei 3,00 Prozent liegen werden“, erklärte Neiss.
Die nächste Ratssitzung der EZB findet voraussichtlich am 7. März 2024 statt.
